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Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte – erscheint zweimal jährlich (1997-2013 im Böhlau Verlag Köln; seit 2014 im ibidem Verlag Stuttgart). Herausgegeben von Leonid Luks (Geschäftsführender Herausgeber), Gunter Dehnert, Nikolaus Lobkowicz, Alexei Rybakov und Andreas Umland

 

Die Zeitschrift „Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte“, die das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (ZIMOS) seit 1997 herausgibt, beschäftigt sich in erster Linie mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit der osteuropäischen Länder. Angesichts der Fülle der nun zugänglich gewordenen Dokumente handelt es sich dabei um eine Aufgabe für viele Jahrzehnte. Unsere Zeitschrift will einen Beitrag zu ihrer Bewältigung leisten.

Das „Forum“ versteht sich als eine Art Brücke, und zwar in vielfacher Weise. Es steht den westlichen und den osteuropäischen Wissenschaftlern in gleichem Maße zur Verfügung und versucht die, nicht zuletzt aufgrund der Sprachbarrieren, immer noch vorhandene Kluft zwischen Ost und West zu überwinden. Etwa die Hälfte der Beiträge, die im „Forum“ bisher erschienen sind, sind Übersetzungen aus dem Russischen, Polnischen und Tschechischen. Durch die Veröffentlichung dieser Beiträge, die in der Regel von profilierten osteuropäischen Wissenschaftlern, aber auch von vielversprechenden jungen Autoren stammen, wollen wir dem westlichen Leser den Einblick in den zurzeit geführten wissenschaftlichen Diskurs im europäischen Osten erleichtern. Zugleich gibt aber das „Forum“ den osteuropäischen Wissenschaftlern die Möglichkeit, in die westlichen Debatten zum Thema „Kommunismus“, „Totalitarismus“ usw. aktiver einzugreifen. Von unseren westlichen Autoren erwarten wir andererseits, dass sie den westlichen Diskurs zu den für das „Forum“ relevanten osteuropäischen Themen erschöpfend darstellen. Jahrzehntelang waren die osteuropäischen Kollegen von diesem Diskurs im Wesentlichen aus politischen Gründen abgeschnitten. Aber auch jetzt ist die Rezeption der westlichen Forschung im Osten mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft. Die Buch- und Zeitschriftenproduktion der westlichen Verlage fließt nur spärlich in Richtung Osten. Daher wächst die Rolle der westlichen Osteuropaforscher als Vermittler. Auch unsere Zeitschrift will sich an dieser vermittelnden Tätigkeit aktiv beteiligen.

Das „Forum“ versteht sich indes nicht nur als Brücke zwischen Ost und West, sondern auch als Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen. Die Aufarbeitung der Vergangenheit der ehemaligen kommunistischen Staaten ist eng mit der Auseinandersetzung über die Besonderheiten der geschichtlichen und kulturellen Wege Osteuropas bzw. einzelner osteuropäischer Länder verknüpft. An diesem Diskurs nehmen neben Historikern auch Philosophen, Politikwissenschaftler, Rechtshistoriker, Nationalökonomen und andere teil. Die Fragen, die nun diskutiert werden, lassen sich nur fachübergreifend beantworten. Nicht zuletzt deshalb melden sich im „Forum“ Vertreter aller oben genannten Disziplinen zu Wort.

Auch in einem anderen Bereich versucht das „Forum“ als Brücke zu fungieren und zur Überwindung einer Kluft beizutragen, der Kluft zwischen der Kommunismus- und der Faschismusforschung, die sich vor allem seit den sechziger Jahren - seit der Verdrängung der Totalitarismus-Theorie an die Peripherie des wissenschaftlichen Interesses - aufgetan hatte. Seit etwa Anfang der sechziger Jahre entwickelten sich die Faschismus- und die Kommunismusforschung relativ unabhängig voneinander, sie hörten beinahe auf, sich gegenseitig zu beeinflussen. Der äußerst aufschlussreiche komparative Ansatz, den die Totalitarismus-Theorie ungeachtet all ihrer Defizite zu entwickeln vermocht hatte, wurde bei der Analyse der totalitären Diktaturen unterschiedlicher Provenienz immer seltener angewandt. Auf der anderen Seite kann nur eine auf breiter dokumentarischer Basis durchgeführte vergleichende Analyse des rechten und des linken Totalitarismus dazu verhelfen, das Wesen dieser Phänomene, die das 20. Jahrhundert entscheidend prägten, gründlicher zu verstehen, das Besondere vom Typischen zu unterscheiden und pauschale Verallgemeinerungen zu vermeiden. Eine derartige Analyse ist im Grunde erst seit der partiellen Öffnung der kommunistischen Archive möglich, erst jetzt kann der Riss zwischen der Faschismus- und der Kommunismusforschung überwunden werden. Das „Forum“ will auch dazu einen Beitrag leisten. Nicht zuletzt deshalb verfolgt die Zeitschrift aufmerksam die neuen Entwicklungen in der Totalitarismus-Debatte.

Weitere Informationen zu den einzelnen Ausgaben finden Sie unter:

https://www.degruyter.com/view/journals/frm/frm-overview.xml?tab_body=toc-78025

https://www.ibidem.eu/de/zeitschriften/forum-fuer-osteuropaeische-ideen-und-zeitgeschichte.html

https://www.hsozkult.de/journals/id/zeitschriften-219

 

Seit Juli 2004 geben wir im Internet zweimal jährlich auch eine russische Ausgabe des „Forums“ heraus. Durch diese neue Zeitschrift, die mit dem deutschen „Forum“ nicht identisch ist, wollen wir unseren Leserkreis erweitern und die Zeitschrift denjenigen Osteuropakennern zugänglich machen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, und zwar nicht nur in Russland, sondern weltweit, insbesondere im angelsächsischen Sprachraum.

Die einzelnen Ausgaben sowie weitere Informationen finden Sie unter:

http://www1.ku-eichstaett.de/ZIMOS/forumruss.html

https://www1.ku.de/ZIMOS/forum/index.htm

 

Leonid Luks

 

Forum 

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